Bäume
Bäume, die Riesen unter den Trachtpflanzen
Bäume erster Ordnung – Großbäume 15 bis > 20 Meter Höhe
Jeder mag sie kennen – die alten Linden im Dorf an Straße und Kirche, Omas großer Süßkirschbaum oder den uralten Birnenbaum, unter dem man als Kind eimerweise Früchte gesammelt hat. Sie alle und noch viele weitere eint ihr geradezu unerschöpfliches Potenzial für unsere Honigbienen und andere Insekten. Die Großbäume brauchen nicht die jährlich wiederkehrende Bodenbestellung, nur wenig Pflege, aber gerne viel Aufmerksamkeit – sind mit sonst vielleicht ungenutzten Standorten in der Landschaft zufrieden und werden mit zunehmendem Alter immer schöner und größer. Aber das Wichtigste – durch ihr Wachstum, ihre Höhe der Sonne entgegen, kommen sie dem Lichtwesen der Honigbienen entgegen und durch ihr mächtiges Wurzelwerk erschließen sie auch in trockenen Zeiten das für die Nektarbildung wichtige Wasser.
Einige Arten-Porträts im jahreszeitlichen Verlauf:
Bereits Ende März/Anfang April eröffnen die Vogel- oder Wildkirschen den Baumblütenfrühling. Diese erste Massentracht bringt durch die harzigen Blütenknospen auch viele Rohstoffe für die nun aufstrebende Entwicklung der Bienenvölker. Die Vogelkirschen sind anspruchslos, robust, schnellwüchsig und aus den Kirschkernen kinderleicht zu vermehren. Unmittelbar an die wilde Schwester schließt sich die Blüte der Süßkirsche an, die sich im Alter zu einem stattlichen Baum entwickeln kann. Die Blütezeit variiert je nach Sorte über mehrere Wochen von etwa Mitte April bis Mitte Mai und liefert neben reichlich Nektar auch viele gelb-orangefarbene Pollen und harzige Verbindungen.
Fast zeitgleich – sortenabhängig mit einer sehr variablen und langen Blütezeit – sind es die Birnenbäume, die uns und die Bienen erfreuen. Hier sind es gerade die mächtigen, alten Hofbäume, die eine Vielzahl an Blüten und Früchten hervorbringen.
An Kirsche und Birne schließt sich ohne Trachtlücke die Apfelblüte an. Frühe Sommeräpfel blühen abhängig von der Witterung bereits um Mitte April; die späteren Sorten schließen sich an, so dass bei einer größeren Sortenvielfalt etwa vier bis fünf Wochen Apfelblüte bis ca. Ende Mai möglich ist. Zu den Großbäumen zählen sowohl bei den Birnen als auch bei den Äpfeln die Veredelungen auf Sämlingsunterlagen, die eine stattliche Größe und ein hohes Alter erreichen können.
Wenngleich nicht heimisch so doch weit verbreitet ist es die Robinie, die sich unmittelbar an die späte Apfelblüte anschließt und Ende Mai bis Mitte Juni reichlich Nektar liefert. Die Robinie ist windempfindlich und sollte daher in einer Schonung zusammen mit anderen Bäumen stehen.
Gegen Mitte Juni erfreut uns und die Immen die Sommerlinde mit ihrem betörenden Duft. Direkt im Anschluss, etwa zwei Wochen später, folgt die Winterlinde. Sind beide Arten am Standort vertreten, bescheren sie dem Imker etwa vier Wochen lang gute Sommertracht und einen aromatischen Honig. Die Linden lieben einen feuchten Standort und liefern bei ausreichender Wasserversorgung viel Nektar. Schöne große Exemplare sind gerade auch im maritimen Klima Ostfrieslands weit verbreitet.
Wenngleich in Ostfriesland nicht sehr häufig, weil wärmeliebend, ergänzen etwa ab Mitte Juni die Maronen oder Edelkastanien die Sommertracht. Die Bäume liefern einen dunklen, sehr aromatischen Honig – bei größeren Neuanpflanzungen sollten immer ein paar Maronen mit dabei sein.
Die Aufzählung der großen Trachtbäume kann nie vollständig sein, sie ließe sich vielfach ergänzen, z.B. um die Rosskastanie, verschiedene Ahornarten oder andere wichtige Partner der Imker.
Andreas Roskam, Spetz im Mai 2021